Die Kunst, gut zu leben

„Das ist eine schöne kleine Aktion“, freute sich Valentin Thurn, als er mit einem kleinen Buddel-Team zwei Johannisbeersträucher am Rande des Kinderspielplatzes einpflanzte. Gerne hätte er mehr angebaut, denn als Initiator des Ernährungsrats Köln und Umgebung sowie dessen Ausschuss „Essbare Stadt“ hat er sich u. a. die Bepflanzung öffentlicher Grünflächen mit Lebensmitteln auf die Fahnen geschrieben… 

Dies geschah am „Tag des guten Lebens“, der mehr als nur ein riesiges Nachbarschaftsfest war, sondern ein Feuerwerk an unterschiedlichen konstruktiven Ideen und Anregungen bot. Bei strahlendem Sonnenschein waren am 1. Juli 2018 rund 100.000 Menschen im Kölner Agnesviertel und um den Eigelstein herum unterwegs, wo sie sich an 200 Ständen über eine Vielfalt an Konzepten informieren konnten.

Neben Informationsmaterial und sachkundigen Ansprechpartner*innen konnten Passanten Saatguttütchen für Feldsalat und Rettich in Demeter-Qualität gewinnen. Dazu mussten sie mit einem Tischtennisball ein Themenkörbchen treffen. Die Themenüberschriften verrieten, worum es bei der „Essbaren Stadt“ geht: Fassadenbegrünung, Mietacker, Gemeinschaftsgärten, Dachbegrünung etc. Hinter jedem Thema stehen Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Lebensmittel für Mensch und Tier zu erzeugen, mit Menschen aus und in der Stadt und dem städtischen Umfeld. So lautet auch das Motto der „Essbaren Stadt“. Dazu gab es eine „Kölnkarte“, die zeigt, an welchen Stellen die essbare Stadt bereits sichtbar ist. 

Wir standen am Prälat-Otto-Müller-Platz und waren in guter Gesellschaft, da auch „Gemeinschaftsgärten Köln“, der Kölner Neuland e. V., die HonigConnection, Slow Food Youth Köln, der Solidarische Landwirtschaft Köln e. V., Foodsharing Köln und einige andere Initiativen mit Ernährungsthemen zugegen waren. Wie immer freuten wir uns über die Zusammenarbeit mit Agora Köln, einem Bündnis aus der Kölner Zivilgesellschaft, das diesen Aktionstag organisiert hat. 

 Die Erde war so trocken und hart, dass Valentin Thurn auf der Schaufel stehen musste, um die Löcher für die Johannisbeersträucher zu graben. Das ist gute, feste Erde: Mutterboden, Dünger und reichlich Wasser gab es noch dazu. „Jetzt müssen die aber noch getauft werden“, rief einer der Zuschauer. Valentin Thurn ließ sich auf den Spaß ein und nutzte die letzten Tropfen in der Gießkanne. Da es sich um einen roten und einen weißen Johannisbeerstrauch handelt, taufte er sie feierlich auf die kölschen Namen Rut und Wiess (rot und weiß), eine Anspielung auf die Kölner Stadtfarben. 

Der Ökonom Alberto Acosta aus Ecuador, der zuvor einen öffentlichen Auftritt mit der Oberbürgermeisterin Henriette Reker absolviert hatte, beteiligte sich an der Pflanzaktion. Er verbreitet die Idee von „Buen vivir“ – „gut leben“, die für ein Zusammenleben in Vielfalt und Harmonie mit der Natur und noch viel mehr steht. – So wunderbar auf den Weg gebracht, werden Rut und Wiess bestimmt gut gedeihen.

Helga Fitzner

Essbare-Stadt