Text: Dr. Volker Ermert

Gemeinschaftliches Gärtnern in Köln: die Entstehung der Gemeinschaftsgärten, deren Aktivitäten, Zusammenarbeit und Herausforderungen

In Köln hat das gemeinschaftliche Gärtnern eine lange Tradition und wie andernorts erlebte es in den letzten Jahren eine Renaissance. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Gründungsmotive, Trägerschaften und Besonderheiten ausgewählter Kölner Garteninitiativen vorgestellt.
Vermutlich am längsten existiert seit den 1980er Jahren der VHS Biogarten Thurner Hof. Diese Garteninitiative verfügt über ein wunderschönes Gartengelände mit Fachwerkhaus, Beeten, einer Obstwiese und Wasserstellen, es werden VHS-Kurse angeboten und 2002 gründete sich ein Förderverein.
Urban Gardening lag in Köln nach 2010 voll im Trend! Viele Menschen wollten ökologischer leben und hatten das Ziel gemeinschaftlich in Pflanzkisten auf Brachflächen zu gärtnern. Unterschieden werden kann zwischen Bottom-up, Top-down und Hybrid-Entstehungsweisen der Gemeinschaftsgärten. Von unten entstanden zunächst die Pflanzstelle Kalk und das Kölner NeuLand. Diese Grüninitiativen gründeten Vereine und pachteten Flächen der Stadt Köln bzw. des Landes NRW. Das Design Quartier Ehrenfeld (DQE) stampfte 2011 in Kooperation mit der GAG Immobilien AG den Obsthain Grüner Weg aus dem Boden. Aus der Gärtnerschaft entwickelte sich schließlich 2013 der Verein Gartenwerkstadt Ehrenfeld, der bereits zweimal Pflanzkisten umzog und seit 2016 in einem Schrebergartengelände im Boden gärtnert. Studierende der Universität zu Köln initiierten 2013 den CampusGarten, der vom Allgemeinen Studierendenausschuss getragen wird. Aus der Bürgerschaft heraus entstand 2015 in Nippes die Veedelgarten-Initiative. Interessierte bauen Gemüse auf einem ehemaligen Spielplatz an. Der Verein F.I.N.K. gründete sich 2016, legt einen besonderen Augenmerk auf Themen wie interkulturiellen Dialog und ist auf einer vernachlässigten Grünfläche in Köln-Vogelsang beheimatet.

Die Gemeinschaftgärten versuchen im Einklang mit der Natur zu gärtnern, d. h. möglichst biologisch Kräuter, Gemüse und Obst anzubauen, Ressourcen zu schonen, voneinander zu lernen und das Klima zu schützen. Mit ihrem Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit, Flüchtlingshilfe und partizipativen Stadtentwicklung sehen sie sich in der Tradition des Kölner Parkschöpfers Fritz Encke als Orte des “sozialen Grüns”. Da sie viele Gemeinsamkeiten aufweisen schlossen sich unterschiedliche Vereine und Initiativen zum Netzwerk der “Gemeinschaftsgärten Köln” zusammen. Auf Grundlage des “Urban Gardening Manifests” von 2014 vertritt das Netzwerk gemeinsame Interessen, organisiert das Saatgutfestival Köln, unterstützt die Essbare Stadt Köln und hilft neuen Gemeinschaftsgarten-Initiativen.
Die Gemeinschaftsgärten stehen vor vielfachen Herausforderungen, es gibt aber auch viele Potenziale zu heben. Schwierig gestalten sich beispielsweise das Teilen von Verantwortung und die Flächensuche. An einer ungeeigneten Stelle hat ein Garten keine Zukunftsperspektive. Beispielsweise verkümmern Gemeinschaftgärten an einem zu abgelegenen, verschatteten oder vermüllten Ort. Ist der Ort grundsätzlich geeignet, wird er sozial und ökologisch stark aufgewertet. Andere Probleme stellen Vandalismus, Drogenabhängige, Obdachlose, schwierige Menschen und negative Gruppendynamiken dar. Auch Tiere wie Kaninchen, Krähen oder Schnecken können schaden. Weniger problematisch ist hingegen die Finanzierbarkeit, da zahlreiche Fördermöglichkeiten existieren. Die Initiativen verknüpfen und aktivieren Menschen, wodurch Gemeinschaftsgärten nachhaltige Projekte ins Leben rufen.

 

Du hast Lust bekommen, in Köln gemeinschaftlich zu gärtnern? Dann schau doch in unserer Mach Mit! Kategeroie und finde eine Initiative ganz in Deiner Nähe.

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