Gerlinde Braun auf Mission gegen verwahrloste Grünflächen

Ich treffe Gerlinde Braun mitten in Nippes, vor den bepflanzten Baumscheiben zweier Freundinnen.  

 Gerlinde Braun lebt in Ehrenfeld und ihr gefällt es, wenn es blüht und wächst. Das muss nicht zwingend im Privaten sein. Der gemeinsam genutzte Garten im Mietshaus reicht ihr da nicht aus. Es zieht sie nach draußen. In ihrer Straße hat sie begonnen, Baumscheiben zu pflanzen und bereits Nachbar*innen animiert, es ihr nachzutun. 

Auch die öd-leeren Blumenkästen aus Eternit um die Kirche am Simarplatz waren seit Jahren verwaist. Kurzerhand bot sie an, diese zu bepflanzen. So fanden verschiedene Beerensträucher, Blumen und Kräuter ihren Weg dorthin und stießen auf viel positive Resonanz – bei den Besucher*innen des Eislokals und den Anwohner*innen. Von ihrem Engagement begeistert erklärte sich der Hausmeister bereit, das Gießen zu übernehmen. Auch die Küsterin bekam Lust, die beiden übrigen Blumenkästen zu bepflanzen. Doch allein, nein das wollte sie nicht. Wenn, dann nur mit Gerlinde.  

 Initiative ist für die Umsetzung dieser schönen Ideen natürlich wichtig. Beim BarCamp der Essbaren Stadt zu Beginn des Jahres fanden sich fünf weitere Mitstreiterinnen. Gemeinsam radelten sie durch Ehrenfeld auf der Suche nach weiteren Orten für ein Essbares Köln und wählten den Fröbelplatz. Ein Termin mit dem Grünflächenamt wurde schnell vereinbart. Nach der anfänglich zögerlichen Haltung des Mitarbeiters konnte sich dieser immer mehr auf die Idee einlassen. Doch in der Zwischenzeit schrumpfte die Gruppe immer mehr. So bleibt bis aufs Erste ungewiss, was aus der Idee eines Fröbelplatzes mit Blumenwiese und Beerensträuchern wird. 

 Aber Ideen und Möglichkeiten gehen Gerlinde nicht aus. So denkt sie an Hochbeete beim Bürgerzentrum, da wären auch Leute für die Betreuung vor Ort. 

 Oder sie steht plötzlich vor den neuen Hochbeeten bei ihrer Arbeitsstelle und erklärt, was und wie man anpflanzen könnte oder wie man mit Pflanzenkrankheiten umgeht. Für das Modellprojekt zur gemeinschaftliche Nutzung zweier Hochbeete gibt es nämlich zahlreich Tatlustige, sie wissen jedoch häufig nicht, was zu tun ist.  

 Auf dem Weg nach Hause schneidet sie noch schnell ein paar Kräuter bei den Eternit-Kübeln, um ein Kaninchen zu füttern, das seit Jahren frei im Garten lebt.

Judith Mayer

Essbare-Stadt