Text: Helga Fitzner

Der 30. März 2019 war der bislang wärmste Tag des Jahres und bei bis zu 20 Grad und strahlend blauem Himmel machte die erste große Pflanzaktion im Kartäusergarten „Lasset uns beeten“ besonders viel Spaß. Seit Januar ist ein Planungsteam unter der Anregung von Vikar Tim Lahr dabei, geeignete Teile des ehemaligen Klostergartens in der Kölner Südstadt zu bearbeiten und zu bepflanzen. (Wir berichteten hier.) Die Gärtner*innen verteilen sich derzeit auf drei Beete und hatten erst einmal festgelegt, welche Pflanzen in Frage kommen. Insektenfreundlich soll der Garten sein, ökologisch, nachhaltig, vielfältig, essbar (für Mensch und/oder Tier), sicher, insbesondere für Kinder, und ästhetisch ansprechend. Die etwas angeschlagenen Rosenbestände wurden rechtzeitig beschnitten und behandelt, so dass sie vielleicht wieder in alter Pracht erblühen.

Der nächste wichtige Schritt war die Abholung von bereits angezüchteten Gewächsen, die uns vom Gemeinschaftsgartennetzwerk zur Verfügung gestellt wurden. Zurück im Kartäusergarten wurde es ein langer Tag, denn es dauerte, die ausgesuchten Beete von Wildwuchs zu befreien und für die Neuankömmlinge vorzubereiten. Die sonst so friedlichen Bewohnerinnen der Bienenstöcke im Innengarten waren mit der intensiven Entfernung des Beiwuchses und dem Umgraben auf dem benachbarten Beet gar nicht einverstanden und scheuchten die Gärtner*innen gelegentlich übers Gelände. Sie wussten nicht, dass das Beet im Schatten liegt, der Boden stark durchwurzelt ist und frühere Versuche nicht sehr erfolgreich waren, so dass auch nicht viel Bienenfreundliches dort wuchs. Nach fachkundiger Beratung wurde das Beet jetzt mit Komposterde aufgefüllt und mit Schattengewächsen bepflanzt: darunter Kriechender Günsel, Vergissmeinnicht, Silberblatt, Farne, Akelei, Lungenkraut, Waldmeister, Bärlauch und etliche andere. Jetzt müssen die Setzlinge nur noch regelmäßig gegossen und der Natur überlassen werden und so werden die eifrigen Immen bald gnädiger gestimmt sein, vor allem, wenn das „Bienenbeet“ erst einmal blüht.

Weiter links davon befindet sich eine höhere Steinmauerumrandung, die früher mit großer Wahrscheinlichkeit für den Kompost genutzt wurde. Der Boden im unteren Bereich war sehr belebt. Die Regenwürmer wurden in einem mit Erde gefüllten Behälter kurz zwischengelagert und nach dem Umgraben wieder zurückgebracht. Auf diesem schon recht lebendigen Boden wird in einem nächsten Schritt der von der Stadt Köln gestiftete Kompost aufgeschüttet.

Gegenüber davon befindet sich die Open-Air-Bühne der Kartause. Der hintere Bereich ist von Efeu überwuchert. In einem Teil des eher schattigen „Bühnenbeetes“ wurde jetzt der Efeu entfernt und alles umgegraben. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Essbarkeit, deswegen wurden Walderdbeeren, Waldmeister und Bärlauch ausgesucht. Es ist auch noch Platz für Heidelbeeren und Waldhimbeeren, die noch dazu kommen sollen.

Die komplexesten Aufgaben stellt der Eingangsbereich, der auch ein Aushängeschild sein soll. Neben den vorhandenen Rosen sollen später noch neue dazu kommen. Zuerst soll aber ein Beet im hinteren Bereich gestaltet werden, das um den Stumpf eines gefällten Baumes herum angelegt wurde. Auch das „Baumbeet“ liegt im Schatten und einige der vorhandenen Pflanzen passen nicht so richtig. Sie wurden im Rahmen der Dreharbeiten zur ZDF-Serie „Herzensbrecher“ dort vor Jahren nach fernsehgerechtem Aussehen gestaltet. Der Rhododendron und die Hortensien haben die Trockenheit im letzten Sommer nicht gut überstanden; sie wurden aussortiert, wie auch Brennnesseln und Schöllkraut, weil sie in Konkurrenz zu anderen Pflanzen stehen würden. Jetzt wird ausprobiert, was hier gedeiht: die Waldhimbeere (mit Wurzelsperre) Walderdbeeren, Günsel, Salomonssiegel, Nachtviole, Waldmeister und Farne. Die Wahl erfolgte auch nach einem Farbschema, denn die Rosen sollen die Leitpflanzen des Eingangsbereiches bleiben, so dass für das Baumbeet die Farben weiß, grün, blau, rosa in allen Schattierungen und warmrot gewählt wurden. Was aus dem Baumstamm selbst werden soll, darüber wird noch beraten, vielleicht wird er mit Moosen bepflanzt oder zur Vogeltränke umgestaltet.

Für den einen Tag hatten die Gärtner*innen ganz schön viel geschafft, sich zwischendurch aber auch zu einem gemütlichen Imbiss zusammengesetzt. Die Kartäuserkantorei hat samstags ihre Chorprobe im Gemeindesaal und so konnte zwischendurch die Gartenarbeit bei himmlischer, klassischer Musik stattfinden. Das Gartenteam hatte recherchiert, was die Mönche früher dort angebaut haben und sich etwas danach gerichtet. So ist zu hoffen, dass alles gut gedeihen wird. Das ist aber erst der Anfang, denn es gibt noch weitere Flächen und als Gemeinschaftsprojekt soll der Kartäusergarten für alle Interessent*innen offen sein.

Du hast Lust bekommen, mitzumachen? Dann schau mal hier.

 

 

Essbare-Stadt