Es waren zwei gut gelaunte Gruppen, die am 18. Januar 2020 aufeinander trafen. Die Initiatior*innen der Wanderbaumallee Köln zogen vom Belgischen Viertel mit vier mobilen Bäumchen zur Kartäuserkirche, in deren Eingangsbereich die jungen Gewächse temporär untergebracht werden. Vikar Tim Lahr und einige der Gärtner*innen des Kartäusergartens „Lasset uns beeten“ hatten einen kleinen Sektempfang mit Snacks sowie Schilder und Girlanden vorbereitet. Die Bäumchen sollen dort so lange bleiben, bis dauerhafte Genehmigungsverfahren mit der Stadt Köln abgeschlossen sind.

Die Wanderbaumallee Köln ist eine Projektgruppe des VCD, einem Umwelt- und Verbraucherverband für die ökologische und sozialverträgliche Mobilität aller Verkehrsteilnehmer*innen, und arbeitet mit Radkomm zusammen, dem Kölner Forum für Radverkehr. Die Initiative stellte sich im Herbst 2019 am „Tag des guten Lebens“ in Ehrenfeld erstmalig vor und folgt der Idee der Münchener Wanderbaumallee von 1992, die  Akteure in anderen Städten inspiriert hat. „Es gibt engen Kontakt zur Wanderbaumallee in Stuttgart, die uns mit Mustern und Bauplänen versorgt hat“, erklärt Mitgründerin Melani Lauven. Die Bäume sind in der Mitte von Holzkisten untergebracht, die wiederum von Sitzgelegenheiten umrahmt werden.

Die Wanderbaum-Module bringen zeitlich begrenzt Grün in sonst graue Straßen und schaffen einen Ort zum Sitzen und Verweilen. Nach ein paar Wochen werden die Kisten mit entsprechenden Vorrichtungen wieder mobil gemacht und an einen anderen Ort geschoben. So können Anwohner*innen unverbindlich die Erfahrung machen, wie sich ihre Straße mit Bäumen anfühlt. Auch das Grünflächenamt hat Interesse an zusätzlicher Begrünung des Stadtraums und unterstützt das Projekt, während das Ordnungsamt der Stadt Köln und die Initiative derzeit noch verhandeln, wie die Bäume im Einklang mit den bestehenden Bestimmungen in den öffentlichen Raum integriert werden können. Aus diesem Grund haben die derzeit noch vier Bäumchen vor der Kartäuserkirche eine einstweilige Herberge gefunden.

Im Idealfall soll es im Laufe der Zeit rund 20 mobile Bäume geben, bei deren Auswahl heimische Gehölze bevorzugt werden, denn sie sollen auch Insekten und Vögeln zur Nahrung dienen. Derzeit sind ein Zierapfel, ein Ahornbäumchen und Kräuter vorhanden. Da die Unterbringung in Straßen und der Wechsel der Standorte für die Bäume eine Stresssituation darstellen, werden sie nach ein bis zwei Jahren ausgetauscht, bekommen z. B. vom Grünflächenamt einen endgültigen Standort zugewiesen oder werden nach ihrer Wanderschaft von Baumfreund*innen „adoptiert“. 

http://wanderbaumallee-koeln.de

Text und Fotos: Helga Fitzner

Essbare-Stadt