Am 10. September unternahmen wir in Kooperation mit der Volkshochschule Köln einen spannenden Ausflug zum Gut Dresenhof, einem vielseitigen landwirtschaftlichen Betrieb im Kölner Stadtteil Weiler. Der Dresenhof ist ein Mutterkuhbetrieb, der sich auf die Zucht der Rinderrasse Blonde d’Aquitaine spezialisiert hat. Etwa 40 Rinder gehören zu diesem Betrieb, der zudem rund 40 Pferde beherbergt und sich dem Futtermittelanbau widmet. Darüber hinaus betreibt der Hof ein Hühnermobil mit etwa 450 Hühnern, deren Eier direkt über einen Verkaufsautomaten vermarktet werden. Der Dresenhof steht unter der Leitung der Familie Kellerwessel, die gemeinsam mit Ilona und Thomas Klasen, einem Agraringenieur und zwei Auszubildenden den Hof bewirtschaftet.
Begrüßt wurden wir von weiteren Landwirten der Region, die uns Einblicke in ihre Betriebe gaben. Der Austausch mit den Landwirten verdeutlichte, wie viel Leidenschaft und Engagement in der Arbeit auf dem Dresenhof und den benachbarten Höfen steckt.
Neue Wege für alte Betriebe
Der Dresenhof ist Teil eines Netzwerks von Landwirten im Kölner Norden, die sich in den letzten 20 Jahren neu ausgerichtet haben, um den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft zu begegnen. Früher war der Anbau von Zuckerrüben und Getreide das Rückgrat der Betriebe. Doch die alleinige Ausrichtung auf Ackerbau ist inzwischen oft nicht mehr wirtschaftlich. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben viele Landwirte ihr Geschäftsfeld erweitert. Einer der Betriebe betreibt beispielsweise eine Pensionspferdehaltung, während andere Landwirte Schnittblumen für den Blumengroßmarkt in Köln-Riehl anbauen oder ihr Sortiment um Spargel, Gemüse und Obst erweitert haben. Ein zentrales Problem, das alle Betriebe teilen, ist die schwierige Suche nach Fachkräften und Saisonarbeitern.
Faule Hähne im Hühnermobil
Unser Rundgang führte uns zunächst durch den Pferdestall vorbei an der Weide mit den Rindern. Anschließend ging es weiter zum Hühnermobil, dass den Hühnern nachts Schutz bietet und tagsüber als Rückzugsort dient. Die Hühner der Rasse Braune Isar genießen einen mit Stromzaun gesicherten großzügigen Auslauf. Der mobile Stall bietet nicht nur Schlafplätze, sondern auch Legereihen, die von außen geöffnet und abgesammelt werden können. Unter dem Hühnermobil befindet sich ein spezielles Gemisch, in dem die Hühner ihr wichtiges Sandbad nehmen.
Interessanterweise sind unter den Hühnern auch einige Hähne, die für den Schutz der Herde zuständig sind. Diese Aufgabe erfüllen jedoch nicht alle Hähne gleichermaßen gut – einige verbringen ihre Tage lieber im Inneren des Stalls. Der Stall wird etwa einmal im Monat an einen neuen Standort versetzt. Aktuell befindet er sich unter einer Hochspannungsleitung, die einen natürlichen Schutz vor Raubvögeln bietet. Der Fuchs bereitet allerdings manchmal Sorgen, da er mehr Hühner reißt, als er tatsächlich fressen kann.
Übrigens: Wusstet ihr, dass Hühner das Sitzen auf der Stange erst lernen müssen? Die wenige Monate alten neuen Hühner müssen in der ersten Woche zum Schlafen alle einzeln und von Hand auf die Stange gesetzt werden!
Landwirtschaft in Stadtnähe
Werden Rinder geschlachtet – was etwa ein- bis zweimal im Jahr vorkommt –, erfolgt der Transport zum nächsten Schlachthof in Düren. Die Fleischteile werden anschließend direkt ab Hof verkauft. Ähnlich verhält es sich bei den Hühnern: Wenn die Legeleistung der Hennen abnimmt, werden sie in einer Lohnschlachterei in Rommerskirchen geschlachtet. Das Fleisch wird dann als Suppenhuhn oder Hühnerfrikassee vermarktet. Die Einnahmen decken in etwa die Kosten für den Kauf einer neuen Herde Junghühner.
Zum Ende des Besuchs überraschten uns die Landwirt:innen noch mit einer kostenfreien Auswahl ihrer Produkte. Insbesondere die Verbindung von traditioneller Landwirtschaft mit modernen Vermarktungsstrategien und die enge Zusammenarbeit der Landwirte beeindruckten uns sehr. Es wurde deutlich, dass alle vertretenen Betriebe die Nähe zur Stadt nutzen müssen und auf kurze Lieferketten und Direktvermarktung bzw. Freizeitangebot setzen, um ihre Tätigkeiten fortzuführen. Der urbane Raum ist aber zugleich auch herausfordernd, da hier der Druck auf die Flächen besonders hoch ist. Auf der städtischen Prioritätenliste ist die Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft leider ganz weit unten angesiedelt. Daher ist es auch für uns als Ernährungsrat und Essbare Stadt wichtig die guten Kölner Böden langfristig für die Landwirtschaft und damit die Versorgung der Kölner:innen zu sichern.
Den Teilnehmenden der Exkursion verdeutlichte die Hofbesichtigung somit, wie urbane landwirtschaftliche Betriebe funktionieren, vor welchen Herausforderungen sie stehen, wie sie aber auch neue Wege gehen, um auch in Zukunft (regional) produzieren zu können. Wir wünschen uns, dass diese Erfahrungen und die Relevanz einer regionalen Versorgung auch weiteren Menschen zugänglich werden.
Eindrücke von unserem Hofbesuch
Fotos: Ernährungsrat für Köln und Umgebung e.V.