Der Ernährungsrat hat zusammen mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt und rund 70 Expert:innen „Lösungen für Kölner Schulgärten“ als Basis für einen Schulgarten-Aktionsplan erarbeitet. Die Ergebnisse haben wir hier festgehalten.

Mit dem Aktionsplan “Essbare Stadt Köln” wurde 2018 der Grundstein gelegt. Am Samstag den 30.04.22 trafen sich im VHS Forum am Neumarkt rund 70 Expert:innen um der Frage nachzugehen, wie ein Schulgarten in jeder Schule in Köln geschaffen werden kann. Die Ansprüche für einen Schulgarten sind hoch. Ohne Teil des landesweiten Lehrplans zu sein erfordert das Betreiben eines Schulgarten einen großen personellen Einsatz, eine gewisse Infrastruktur, Fachkenntnis und Kontinuität. Und doch gibt es sie, Naturerlebnisräume und Lebensmittelproduktion auf dem Schulhof und begeisterte Schüler:innen!

Nach zwei Impulsvorträgen zu dauerhaft erfoglreicher Schulgartenarbeit (Präsentation), dem Best Practice Beispiel der Gemeinschaftsgrundschule Riphahnstraße in Köln Seeberg (Präsentation) und einem Rundgang durch den Schulgarten in der Katholischen Hauptschule am Griechenmarkt wurden zu fünf verschiedenen Themen gearbeitet.

Zusammenfassung der Ergebnisse

AG 1 „Einbindung des Schulgartens ins Veedel, externe Flächen und externe Bildungseinrichtungen

Das Teambuilding an der Schule stellt eine wichtige Basis für einen gelingenden Schulgarten dar. Sind Schulleitung, Lehr- und OGS-Lehrkräfte überzeugt, ist die gute Kommunikation innerhalb der Schule, aber auch nach außen hin wichtig. Eine öffentlichkeitswirksame Aktion, wie das Verkaufen selbstgezogener Pflanzen oder Produkte, kann auf die Schule aufmerksam machen und ermöglicht die Vernetzung ins Veedel.
Dies kann Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung oder Sachspenden von ansässigen Unternehmen und Initiativen eröffnen. So können auch Expert:innen zur fachlichen Unterstützung oder Ehrenamtliche zur Betreuung des Gartens gewonnen werden. Zu beachten ist, dass die Form der Zusammenarbeit verbindlich geklärt und organisiert wird.
Fehlt auf dem Schulgelände eine geeignete Fläche für einen Schulgarten, kann eine externe Fläche, wie ein Mietacker, eine öffentliche Grünfläche oder ein Kleingarten eine Möglichkeit sein. Zu diesen verschiedenen Bereichen wird ein Leitfaden im Schulgarten-Konzept erstellt.
Zur fachlichen Befähigung kann die Zusammenarbeit mit einer Bildungseinrichtung ideal sein. Häufig kann für die Inanspruchnahme des Programms eine fast vollumfängliche Förderung erhalten werden.


AG 2 „Ressourcen für den Schulgarten“

Generell besteht ein großer Bedarf zur transparenten Darstellung von Ansprechpersonen und Informationen rund um die Errichtung eines Schulgartens in Köln. 
Für die Finanzierung eines Schulgartens benötigen Schulen häufig Unterstützung, wie sie für ihre Bedürfnisse eine Finanzierung sicherstellen können. Hier ist zwischen den Kosten, die bei der Neugründung eines Schulgartens anfallen und denen für den laufenden Betrieb zu unterscheiden. Die Basis-Anforderung wäre eine dezidierte Auflistung zu kommunalen oder auch überregionalen Fördermöglichkeiten, Ideen zu Kooperationen mit Unternehmen aus dem Veedel und der Anregung zu Kreislaufwirtschaft auf dem eigenen Schulgelände.
Die Beschaffung von grundlegenden Materialien für den Aufbau eines Schulgartens stellen die Schulen immer wieder vor Herausforderungen. Es zeigte sich ein großer Bedarf für eine zentrale Anlaufstelle, die beispielsweise die Lieferung von Kompost und Erde vermitteln kann oder auch bei erforderlichen Einsätzen von größeren Maschinen unterstützt.
Insgesamt wird ein Konzept benötigt, das die verschiedene Schulgarten-Modelle in Köln vorstellt und Lösungsmöglichkeiten zu Finanzierung, Organisation und Integration in den Schulalltag darstellt.

Für die Umsetzung dieses Vorhabens wird in Ergänzung zur bestehenden Stelle im Umweltamt weiterer Bedarf an Personalkapazitäten deutlich, um die interne Koordination von Umweltamt, Grünflächenamt, Schulentwicklungsamt und Gebäudewirtschaft voranzubringen und die Schulgärten umfassend betreuen zu können.

 

AG 3 „Planung und Unterhaltung eines Schulgartens“

Auf schulischer Ebene sollte für eine dauerhafte strukturelle Verankerung des Schulgartens an der Schule BNE (=> „Schule der Zukunft“) sowie ein naturnahes Außengelände als „BNE-Live-Labor“ (mitzugestalten durch die Schüler:innen) programmatisch verankert werden (Leitbild, Schulprogramm, Qualitätsprogramm etc.).

Durch die Implementierung der Schulgartenarbeit in die schuleigenen Lehr- und Arbeitspläne kann der Schulgarten auf schulischer Ebene auch als Unterrichtsraum etabliert werden. Somit sind Entlastungsstunden für Lehrkräfte besser begründbar. Für das Gelingen von Schulgarten sind die Beteiligung von mehreren Mitstreiter*innen aus dem Kollegium sowie eine verbesserte Zusammenarbeit von Schule und OGS, z.B. Teilnahme der OGS an Stufenkonferenzen bedeutsam.

Seitens der Stadt Köln sind transparente Kommunikationswege zu schaffen, da für die Planung, den Bau und den dauerhaften Betrieb (v. a. gärtnerische Pflegearbeiten) enge Abstimmungsprozesse zwischen Schule und Verwaltung erforderlich sind. Als zentraler Baustein für den Ausbau und die Verstetigung von Schulgärten in Köln wird die städtische Koordinationsstelle für schulische Umweltbildung angesehen. Diese Schnittstelle („Schulgartenbeauftragte*r“) sollte als direkter Kontakt für die Schulen fungieren, die kommunalen Tätigkeitsbereiche verantwortlich zusammenführen und die bestehende Vernetzung im Kölner Schulgarten-Netzwerk „Gärtnern mit Pänz“ weiter fördern und um eine digitale Vernetzungsplattform ergänzen.

Weitere Maßnahmen zur Förderung, Ausbau von Schulgärten:

  • Erstellung eines Leitfadens zu Planung und Betrieb eines Schulgartens
  • Einführung einer niedrigschwelligen kommunalen Zertifizierung für Schulen mit Schulgärten

AG 4 „Schulgarten im Unterricht“

Infolge der engen Lehrpläne, einem fächerfokussierten Denken und auch fehlender Erfahrungen zur Umsetzung von praxisorientierten Lerneinheiten im Außenbereich wird der Schulgarten mit seinem Potenzial als Unterrichtsraum bislang kaum genutzt. Durch die Einbindung des Lernortes Schulgarten in das Curriculum der Schule (Primarstufe) bzw. in die Fachkonferenzen (Sekundarstufe) können hier erste Grundlagen gelegt werden.

Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Integration von BNE in den Lehrplan wesentlich einfacher geworden, bedarf aber neben der notwendigen Infrastruktur auch einer gewollten Ausrichtung der Schule. Hilfreich können hier auch Kooperationen mit außerschulischen Bildungspartnern sein.

Darüber hinaus ist es entscheidend, dass der Praxisunterricht im Schulgarten verstärkt in die Ausbildung der Lehrkräfte integriert wird.

AG 5 „Bauliche Voraussetzungen für Schulgärten“

Bei der Planung und Genehmigung eines Schulgartens ist es wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt mit seiner Koordinationsstelle für schulische Umweltbildung gilt hier als erste Anlaufstation, wenn es darum geht, herauszufinden, welchen pädagogischen Mehrwert ein Schulgarten für die Schulgemeinschaft schaffen kann und wie eine erste inhaltliche Ausgestaltung (klassisches Anbaubeet, Hochbeete, Kräuterspirale oder weitere naturnahe Elemente) aussehen könnte. Wichtig ist aber, dass sobald es um bauliche Voraussetzungen und Veränderungen geht, frühzeitig das Schulentwicklungsamt einzuschalten ist. Dies geschieht über die Schulleitung und den/der beim Schulentwicklungsamt ansässige/n Objektbetreuer*in. Das Schulentwicklungsamt wird dann alle weiteren Dienstleistungen bei anderen Ämtern (Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, Gebäudewirtschaft, u.a.) abstimmen und beauftragen. Hierzu wird eine Checkliste erstellt.

Alle Fragen – von Wasseranschlüssen, über Entsiegelung bis hin zu Schulgartenöffnungen für das Veedel – sind individuell mit der entsprechenden Ansprechperson zu erörtern.

Auch stellten die Expert*innen im Austausch fest, dass es hilfreich für Schulen sein kann, die örtliche Politik beim Wunsch eines Schulgartens mit einzubeziehen.

Fazit und Ausblick:

Nach gut 6 Stunden waren sich alle Teilnehmenden und die Organisator*innen vom Ernährungsrat Köln und Umgebung e.V. und dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln einig, dass die Veranstaltung gelungen ist und viele neue Impulse und Kontakte hervorgebracht hat.

Alle Ergebnisse fließen in den von der Stadt Köln im Rahmen der Essbaren Stadt zu erarbeitenden Schulgarten-Aktionsplan ein und werden weiter entwickelt, um dem Ziel näher zu kommen, jedem Kind in Köln Naturerfahrungen zu vermitteln und das Gärtnern in Schule und Kita zur ermöglichen!

Veranstalter:

Ernährungsrat für Köln und Umgebung e.V.
Stadt Köln – Umwelt- und Verbraucherschutzamt

 

 

Ergebnisse der Live-Befragung zu Beginn und am Ende der Veranstaltung
(Fotos der Veranstaltung können Sie hier anschauen).

Essbare-Stadt