von Helga Fitzner

Das Gelände des einstigen Kartäuserklosters liegt mitten in der Südstadt und ist einer der wundervollsten Orte in Köln. Es beherbergte über Jahrhunderte den Schweigeorden der Kartäusermönche und ist ein idealer Rückzugsort, der sich heute im Besitz der Evangelischen Kirche befindet. Als vor einem Jahr der junge Theologe Tim Lahr dort als Vikar seinen Dienst antrat, war ihm klar, dass er dort Pflanzen anbauen wollte: „Im letzten halben Jahr habe ich angefangen, die Genehmigungen der Kirchenleitung und entsprechenden Ausschüsse einzuholen“, erklärte Lahr. Während der ersten Ideenwerkstatt zu „Beet und Gebet – Lasset uns beeten“ am 18. Januar 2019 konnte er bereits eine Karte vorlegen, in der geeignete Stellen markiert sind, womit im Vorfeld schon wichtige interne Prozesse durchlaufen und Fakten geklärt wurden.

Nach der Rückendeckung durch die Evangelische Kirche, die z. B. auch seine Plakate und Postkarten drucken ließ, legte Lahr sein Netz möglichst weit aus, um viele Personen einzubeziehen. So stellte er das Projekt u. a. bei einer Sitzung des Ausschusses Essbare Stadt vor, der ihn dabei natürlich mit Rat und Tat unterstützt, z. B. durch die Vernetzung mit Akteur*innen anderer Gemeinschaftsgärten.

Lahr stellt sich drei Säulen vor: die Tradition, die Transformation und die Meditation. Schon die Kartäusermönche haben hier über Jahrhunderte einen Klostergarten angelegt und gepflegt, der sowohl der Ernährung als auch dem Anbau von Heilkräutern diente; das will Lahr auf moderne Art wiederbeleben. Die Transformation besteht im schöpferischen Prozess des Gärtnerns, der Gemeinschaft und im aktiven Schritt, einen Beitrag zur Verbesserung der Umwelt zu leisten. Die Kartause ist von Natur aus eine Oase der Ruhe und Einkehr, denn zur Meditation war sie ursprünglich auch erdacht.

Einen sehr wichtigen Beitrag leistete Dr. Volker Ermert von der Gartenwerkstadt Ehrenfeld e. V., der eine umfassende Aufstellung der Voraussetzungen und Möglichkeiten städtischer Gemeinschaftsgärten vorstellte: von der Gründung über die Betreibung, das Sponsoring bis hin zum Feiern. Es wurde immer klarer, was für ein idealer Ort die „Kartause“ dafür ist. Es werden vom Imker Steffen Zingler von Südstadtbiene bereits fünf Bienenstöcke betrieben, und dazu wurden Beete mit Frühblühern gepflanzt, damit die Bienen im Frühjahr gleich loslegen können. Ein alter Walnussbaum wurde von emsigen Eichhörnchen „abgeerntet“, die jetzt gut durch den Winter kommen müssten. Sogar ein Geräteschuppen mit Zubehör ist bereits vorhanden. Zum Areal gehören eine Kindertagesstätte, die Seniorenresidenz Clara-Elisen-Stift und die Melanchthon-Akademie, womit bereits eine Struktur für die Inklusion aller Generationen und den Bildungsaspekt bestünde.

Beim ersten Treffen waren viele Erfahrene zugegen, die anfingen Ideen und Vorschläge zu unterbreiten. Weil die Zeit aber davoneilte, ist für die eigentliche Ideenwerkstatt jetzt der 9. Februar 2019 um 15.00 Uhr im Gemeindesaal der Kartäuserkirche vorgesehen.

Lust mitzumachen? Anmeldung unter: tim.lahr@ekir.de oder 0160/97559412

Essbare-Stadt