Eine Hühneroase, TikTok-Workshops, Gärtnern für die Produktivität der Mitarbeiter:innen. Das sind nur einige der Ideen, die bei den beiden Workshops zu Nachbarschaftsgärten bzw. Firmengärten im Februar, von den Teilnehmenden erarbeitet wurden. Gemeinsam haben wir uns mit den Herausforderungen beschäftigt, die Nachbarschafts- wie Firmengärten bei der Umsetzung haben, und passgenaue Lösungen erarbeitet.

Die Workshops im Februar haben im Zuge des Projekts „Essbares Wohnumfeld“ stattgefunden. Sie sollen die Grundlage dafür schaffen, die Menschen in den Kölner Sozialräumen aber auch Arbeitgeber:innen anzusprechen und für Gartenprojekte motivieren zu können. Sowohl in Gemeinschaftsgärten als auch in Firmengärten scheint es weniger an materiellen Ressourcen wie Raum, Hochbeeten, Erde oder Wasser zu mangeln, sondern an Menschen, die mitgärtnern bzw. das Mitmachen ermöglichen, um nachhaltige Gartenprojekte an den Start zu bringen.

Teilgenommen haben in einer ersten Runde zu Nachbarschaftsgärten am 2. Februar 2022 14 Aktive aus der Veedelsarbeit, der Wohnungswirtschaft und den Netzwerken des Gemeinschaftlichen Gärtnerns. Beim zweiten Termin am 15.2. nahmen sechs Mitarbeiter:innen von Firmen, die schon Firmengärten haben, als auch Menschen teil, die diese noch wachsen lassen möchten.

Gemeinsam war beiden Workshops der Ansatz des Design Thinkings. Dabei geht es darum schnell und strukturiert Innovationen in die Welt zu bringen. Genau das Richtige für unser vorhaben! Zunächst sind die Teilnehmenden in einem assoziativen Brainstorming in das Themenfeld eingestiegen, um sich alle möglichen (und unmöglichen) Zusammenhänge, Akteur:innen, Ressourcen oder auch Einschränkungen zu vergegenwärtigen. Die Workshops mussten leider digital stattfinden, dennoch sollten hier alle Teilnehmenden zunächst ihre Ideen auf Post-it sammeln. Zusammengetragen wurden diese dann auf einem digitalen Arbeitsfeld.

Zugang zur Zielgruppe mit der Persona
Im nächsten Schritt lernten die Teilnehmenden in Kleingruppen eine ganz spezielle Person kennen, ihre jeweilige „Persona“. Die Persona ist ein zentrales Element im Design Thinking. Eine solche fiktive Persona vereint bestimmte Informationen bestimmter Nutzer:innengruppen: Name, Alter, Familienstand, Hobbys, Beruf, gewisse Ansichten, etc.. Durch einen kleinen biographischen Abriss machten sich die Workshopteilnehmer:innen mit der Persona und ihrem Bezug zum gemeinsamen Gärtnern vertraut und sie diskutierten, ob sich dies mit ihren Erfahrungen deckt. Sie hatten hier auch die Möglichkeit Eigenschaften der Persona zu ändern oder eine neue Persona entstehen zu lassen. Die Persona ist wichtig, um Empathie für diese „Nutzer:innengruppe“ unter den Mitwirkenden aufzubauen und dann in einem nächsten Schritt passgenaue Lösungen zu entwickeln. Grundlage für die Erstellung der Personas waren verschiedenen Recherchen und Vorgespräche in den Sozialräumen bzw. mit Mitarbeiter:innen und Firmen, die wir vom Ernährungsrat zur Vorbereitung geführt haben.

Mit “verrücktem Gegenstand” zur Lösung
Bei der Lösungsfindung galt es in kurzer Zeit so viele Ideen wie möglich zu finden, egal, ob diese ausgereift oder realistisch sind. Auch dienten hier dynamische Musik, die Bewegung der Teilnehmenden und ein besonderer „verrückter Gegenstand“ dazu den Gedanken ungehindert freien Lauf zu lassen. Einen „verrückten Gegenstand“ haben alle Teilnehmenden zusammen mit Post-its und kulinarischer Stärkung als Workshopkits per Post zugeschickt bekommen. Keinen „verrückten Gegenstand“ gab es in einer Gruppe zweimal. Das konnten Bauklötzchen, Lego-Steine, eine Playmobilfigur, ein Schlüsselanhänger und vieles mehr sein. Die Teilnehmenden durften ihre Kreativität nutzen, wie dieser Zufällige Gegenstand bei der Herausforderung eine spezifische Nutzer:innengruppe zum Gärtnern zu bewegen behilflich sein kann.

Die Prototypen für unsere Gärten
Die Ergebnisse wurden wiederum gemeinsam digital gesammelt und in einem Abstimmungsverfahren konnten die Kleingruppen die aus ihrer Sicht beste Lösungsidee(n) auswählen, um daraus dann eine Lösung auszuarbeiten. Im Design Thinking spricht man an der Stelle vom Prototyp – der im Präsenz-Setting auch gerne tatsächlich gebastelt wird. Unsere Teilnehmenden haben dazu einen digitalen Steckbrief befüllt, um ihre Lösung zu konkretisieren. Auch hier wurde gemalt und mit Fotos oder Grafiken illustriert. Dieser Steckbrief diente auch dazu die Lösungsideen den anderen Workshopgruppen vorzustellen und Feedback einzuholen.

Ergebnisse für Nachbarschaftsgärten:

  • Gartenprojekte im Rahmen einer Berufsbörse für Jugendliche
  • Wegweiser im Wohnhaus zum Familienfest für junge Eltern in anonymer Nachbarschaft
  • TikTok-Workshops im Garten für junge Influencer:innen
  • Hühneroase: Hühnerstall einer Moscheegemeinde

Ergebnisse für Firmengärten:

  • Überzeugung des Managements durch Erfolgsgeschichten zu Leistungsfähigkeit und Teamwork
  • Grüne Oase mit Igel und Wildbienenhabitat basierend auf einer Mitarbeiter:innen-Befragung

Die Mitwirkenden aller Workshops haben sich über die Teilnahme und kreative und konstruktive Atmosphäre sehr gefreut und beteuerten gute Impulse für ihre eigenen Tätigkeiten mitgenommen zu haben. In beiden Fällen wünschten sich die Teilnehmenden eine Vernetzung untereinander, die wir gerne unterstützt haben. Für das Projekt „Essbares Wohnumfeld“ hoffen wir nun, dass wir die entwickelten Lösungen, ggf. in abgewandelter Form, auch tatsächlich in der Realität ausführen und testen können. Sie haben uns auf jeden Fall den Horizont erweitert, wie wir auf neue Zielgruppen zugehen und sie ansprechen können.

Die Foto-Dokumentationen zum Download:

Nachbarschaftsgärtenworkshop am 2. Februar

Firmengarten-Workshop am 15. Februar

Essbare-Stadt