„Warum macht man das denn eigentlich nicht viel mehr, wo es doch so eine genial gute Idee ist?”

Im Wintersemester wurde an der Fakultät Architektur der Technischen Hochschule Köln ein Vertiefungsseminar von Professorin Yasemin Utku zum Thema Essbare Stadt veranstaltet. Masterstudierende konnten ihre Ideen für ein Areal in Köln Kalk in Form von Konzeptstudien entwickeln. Wir, Jörn Hamacher und Mildred Utku, haben eine Einführung zum Ernährungsrat Köln und zu unserer Arbeit im Ausschuss Essbare Stadt Köln gegeben. Wie hat sich die Essbare Stadt in Köln seit unserem Start in 2016 entwickelt? Für fast alle Studierenden war es ein neues Thema, mit dem sie sich erst einmal auseinandersetzten mussten; ein Gefühl dafür entwickeln:

Was ist das eigentlich – die Essbare Stadt?

Zur abschließenden Seminarsitzung am 22. Januar konnten wir uns davon überzeugen, dass sie in unterschiedlichster Form interpretiert worden ist. Großartige Ideen! Außer uns beiden waren noch weitere Akteure eingeladen, so z.B. Boris Sieverts, ein Stadtführer der besonderen Art, der sich mit dem Stadtteil auf unterschiedlichste Art auseinandergesetzt hat und Christian Brosig, der im Gemeinschaftsgarten „Die Pflanzstelle“ in Kalk aktiv ist.

Eine Idee der Studierenden: „Kalk selber machen“ passt ins Heute und so, wie wir es auch bereits hier in der Stadt vermitteln: Ernährungs- und Umweltbildung, nachbarschaftliche und soziale Integration, die Sichtbarkeit der Essbaren Stadt erhöhen, öffentliche Begegnungsorte schaffen, das Veedel vernetzen…

Bei den „Schwebenden Gärten“ geht es um Forschungsansätze, um neue Anbaumöglichkeiten in der Stadt zu finden, Bewusstsein für die Essbare Stadt zu schaffen, Brücken zu bauen (im wahrsten Sinne des Wortes) und Grüne Energie für die klimaneutrale Umsetzung. Kern des Konzepts sind Baulückenschließungen mit Gewächshäusern, großflächige Fassadenbegrünungen und Dachgärten. Diese werden mit begehbaren, begrünbaren Stegen über den Dächern von Kalk vernetzt.

Multifunktionale (essbare) Möbel für den öffentlichen Raum im gesamten Stadtteil war ein weiterer Ansatz der Studierenden. Holzmöbel, die mit Essbarem bepflanzt werden und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Ein QR-Code liefert Informationen zur Vernetzung des Projekts in Kalk und zu einem digital geleiteten Spaziergang, der an die Orte der Essbaren Stadt führt.

Ein anderes studentisches Konzept thematisiert einen digitalen „Leitfaden Essbare Stadt“, der alle Interessierten unterstützen soll, die richtigen Ansprechpartner*innen und Hilfe für die Umsetzung der Essbaren Stadt an unterschiedlichen Orten in Kalk zu finden.

„Das Veedel blüht“ zeigt die Perspektive der Essbaren Stadt bis 2059! Abgebildet in einzelne Entwicklungsschritte, steht hier die Umnutzung unterschiedlicher Areale und großer Dachflächen für den nachhaltigen Lebensmittelanbau im Fokus: auf Dächern von Schulen, von Unternehmen und anderen städtischen Gebäuden. In den Abenteuerhallen Kalk entstehen eine Aquaponik-Farm mit Vertrieb sowie Forschungseinrichtungen der Uni. In der Kölner Stadtverwaltung wird ein Amt Essbare Stadt geschaffen…

Es war eine große Freude, die Entwürfe zu sehen und die Erklärungen zu hören. Es macht den Anschein, sie alle haben den Sinn und das Konzept der Essbaren Stadt verstanden – auf unterschiedlichen, spannenden und zukunftsweisenden Ebenen. Toll ist, dass die Konzepte in Kalk in Form von Grafiken, Visualisierungen, Texten und Planzeichnungen sehr anschaulich und greifbar wurden: mit Tomatenpflücken an Kalk Post und Spalierobst am Bauhaus-Gebäude wird so für viele Menschen deutlicher, was die Essbare Stadt bieten kann. Nicht nur mit ihren innovativen Ideen, sondern auch in der abschließenden Diskussion zeigten die Studierenden ihr ausgeprägtes Interesse. Ein Studierender fragte, warum die Essbare Stadt nicht schon viel weiter verbreitet in Köln und der Welt sei, weil es doch eigentlich so eine geniale Idee ist. Grundsätzlich waren sich die Teilnehmenden sicher, dass die Essbare Stadt eine gesellschaftlich relevante Idee zur Lösung urbaner Herausforderungen sein kann – und wir hoffen, dass von den vielfältigen Konzepten der Studierenden auch einige ihren Weg in die Umsetzung finden!

Text: Jörn Hamacher & Mildred Utku

Bild 1 Der schwebende Garten /// Khaled Amarkhel_Lucy Giebat_Elif Mengene

Bild 2 Das Veedel blüht – KALK FEEDS /// Ivan Falkenstern_Paul Stahl_Lukas Würtenberger

Bild 3 Ein Leitfaden zur Essbaren Stadt für Köln-Kalk /// Anncatrin Arbeiter_Marnie Hermes

Bild 4 Essbare Stadt Köln-Kalk /// Hanna am Ende_Maike Kortemeyer_Alina Krebs

Bild 5 Essbare Stadt Köln Kalk Team

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